Zum Leserbrief „Die Wahrheit verbogen“ in der Dachauer SZ vom 09.04.2010
Es ist wohl kein ganz alltäglicher Vorgang, dass sich der Pressesprecher eines Unternehmens aus Aachen in einem Leserbrief an die Dachauer Zeitungsleser wendet. Trianel ist mit etwas unter 200 Mitarbeitern kein großes, mit 2,33 Milliarden Euro Jahresumsatz im Jahr 2007 (Angaben nach Wikipedia) kein ganz kleines Unternehmen, der Unternehmenssprecher dennoch in Dachau natürlich eher unbekannt.
Herr Thyen ist Pressesprecher eines Unternehmens und als solcher hat er für die Außenwahrnehmung seiner Firma zu sorgen, für die positive Außenwahrnehmung wohlgemerkt. Herr Thyen ist vor allem für das gute Image von Trianel zuständig. Wir können also davon ausgehen, dass er sich auf Angaben aus seinem Unternehmen stützt, wenn er uns erklärt „Selbstverständlich sind moderne, hocheffiziente Kohlekraftwerke wirtschaftlich zu betreiben.“ Natürlich. Welcher Verkäufer würde denn sein Produkt nicht anpreisen und stattdessen auf dessen Macken hinweisen? Und welcher Verkäufer würde nicht einem Kunden, den er schon an der Angel hat, gehörig Honig um den Mund streichen: Die Stadtwerke sind „fortschrittlich“, ja, „Pioniere“, sie stellen stets das Wohl der Dachauer Bürger in den Mittelpunkt.
Inhaltlich allerdings bleibt Herr Thyen so vage, dass nicht einmal klar wird, wessen Bilanz von 2009 (Trianel? SW Dachau?) denn den Erfolg der Geschäftsstrategie belegt. Dass ein Unternehmen seine Strategie als erfolgreich einschätzt, ist die Regel, dennoch geht so eine Strategie ja manchmal nicht auf. Unternehmen sind nicht unfehlbar. Und darum ist Herrn Thyens Argumentation auf verräterische Weise hohl und schief: „Selbstverständlich sind moderne(…)Kohlekraftwerke wirtschaftlich zu betreiben. Sonst würden sich weder Trianel noch (…)auch die Stadtwerke Dachau an solchen Projekten beteiligen“. Wir haben verstanden: Selbstverständlich war der Kauf der Hypo Alpe Adria ein strategisch wichtiger und richtiger Schritt. Sonst hätte die Bayrische Landesbank das ja niemals gemacht.
Die Ansicht Sven Beckers, Sprecher der Geschäftsführung der Trianel GmbH und Geschäftsführer der Trianel Finanzdienste GmbH, auf die Michael Eisenmann von der BI gegen Kohlekraft sich bezog, wird in der Financial Times Deutschland vom 14.10.2009 folgendermaßen wiedergegeben: "Das Unternehmen stelle ein geplantes
Kohlekraftwerk in Krefeld nur deshalb nicht infrage, weil gleichzeitig Dampf für ein
Industriegelände produziert(...)werde". Diese Aussage impliziert, dass das geplante Kraftwerk in Lünen unwirtschaftlich sein wird, weil dort keine Wärmeauskopplung möglich ist. Übrigens wurde aus eben diesem Grund die Kohlekraftwerksplanung in Dörpen aufgegeben. Auch die RWE will keine neuen Kohlekraftwerke mehr bauen und selbst die WestLB, die das Kohlekraftwerk in Lünen finanzieren soll, schreibt in einer Studie, dass Kohlekraftwerke nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind. Verbiegen die alle die Wahrheit?
Jutta Krispenz
Sprecherin des Ortsverbandes Bündnis 90 / Die Grünen in Dachau
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