Ausstieg aus den Trianel-Kohle-Projekten

Die Stadtwerke Dachau beabsichtigen mehrere Millionen € in die beiden Steinkohlekraftwerke in Lünen und Krefeld zu investieren. Die BI Kontra-Kohlestrom-Dachau hat sich zur Aufgabe gemacht die Stadtwerke Dachau zum Ausstieg aus diesem Projekt zu bewegen.

Jetzt gehts vor Ort weiter mit der Bürgerstrom Dachau EG

Donnerstag, 5. Februar 2009

Thementisch Umwelt-Natur-Energie kritisiert Kraftwerksbeteiligung

Stellungnahme zur Beteiligung der Stadtwerke Dachau am Kohlekraftwerk Lünen
TT UNE unterstützt Bürgerinitiative „Kontra-Kohlestrom-Dachau“

Der Thementisch Umwelt-Natur-Energie (TT UNE) ist seit nunmehr drei Jahren im Rahmen der Integrativen Stadtentwicklung von Dachau aktiv. Ein Schwerpunktthema ist der Bereich „Energie“. Die jüngste Diskussion um eine Beteiligung der Stadtwerke an einem Kohlekraft-werk in Lünen beunruhigt uns in hohem Maße.

Im Leitbild zur Integrativen Stadtentwicklung, das der Stadtrat am 6. Februar 2007 einstimmig beschlossen hat, finden sich zu Energie (und auch zu den anderen Themen) vergleichsweise vage Aussagen.
1. Man will dem „Ziel einer möglichst hohen Energieautarkie näher kommen“,
2. Ressourcen- und Umweltschutz seien „allgemein akzeptierte Leitgedanken“ und
3. das „Postulat der Nachhaltigkeit“ sei „eines der wesentlichen Beurteilungskriterien bei.... öffentlichen Investitionsentscheidungen“.
Offensichtlich sind diese Formulierungen so wenig konkret, dass sie unter anderem von den Stadtwerken nicht ernst genommen werden.


Die Stadtwerke ihrerseits wurden in der Zwischenzeit aktiv, sie beteiligen sich an einem neuen Steinkohlekraftwerk (SKW) in Lünen, das von einer Gesellschaft namens Trianel gebaut und betrieben werden soll. Über Art, Höhe und Dauer der Beteiligung geben die Stadtwerke trotz verschiedener Anfragen keinerlei konkrete Auskunft. Von der sich bildenden Bürgerinitiative „Kontra-Kohlestrom-Dachau“ war zu erfahren, dass es sich in Lünen um ein 750-Megawatt-Kraftwerk handele, dass es ca. 1,4 Milliarden Euro kosten werde und dass die Stadtwerke Dachau daran mit 0,48 % beteiligt seien. Es wird im Jahr bei 80%iger Auslastung und somit rund 7000 Betriebsstunden ca. 1,75 Millionen Tonnen Steinkohle verfeuern.

Da 12 g reiner Kohlenstoff mit 32 g Sauerstoff zu 44 g Kohlendioxid verbrennen, bedeutet das, dass durch das SKW Lünen mindestens 4,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) in unsere von Erwärmung bedrohte Atmosphäre einleitet werden. Zudem muss die Kohle aus Ländern wie Russland, Polen, Kolumbien, Südafrika oder Australien herangeschafft werden.

Bei Überprüfung der einzelnen Kriterien aus dem von Stadtrat beschlossenen Leitbild stellen wir Folgendes fest:


1. Energieautarkie

Selbst wenn man für Dachau Energieautarkie anstreben wollte, ist die Beteiligung an einem 600 km entfernten Kohlekraftwerk eine seltsame Konstellation. Vor allem deshalb, weil das Kraftwerk neben dem genannten CO2 beträchtliche Mengen gesundheitsgefährdender Schadstoffe in die dicht besiedelte Umgebung (Ruhrgebiet) abgibt. Autarkie als Einbahnstraße? Die Menschen in Lünen kriegen das Gift ab, Dachau kriegt „seinen“ Strom? Hätten die Stadtwerke auch den Mut zu so einer Beteiligung, wenn das Kraftwerk nahe Dachau, z.B. in Bergkirchen oder Ampermoching stünde? Was würden die Kunden der Stadtwerke in diesem Fall sagen?


2. Ressourcen- und Umweltschutz

Fossile Brennstoffe zu verfeuern ist bestenfalls noch dann vertretbar, wenn die darin enthalte-ne Primärenergie optimal ausgeschöpft wird, also z.B. in einem modernen Heizkraftwerk mit hohem Gesamtwirkungsgrad. Lünen aber wird schon keine Fernwärme liefern, weil keine Abnehmer dafür vorhanden sind. Der Wirkungsgrad wird 45 % nicht überschreiten. 55 % der Primärenergie gehen also verloren, das ist kein Schutz von Ressourcen sondern Raubbau - von den absolut nicht schonenden Abbaubedingungen der Kohle in den Förderländern (es wird ganz konkret von menschenunwürdigen Bedingungen berichtet) ganz zu schweigen.

Der Wirkungsgrad wird nach Informationen vor Ort weiter auf bis zu nur noch 25 % (!) ver-mindert werden durch den Transport der Kohle rund um die Welt sowie die Speicherung der in der Rauchgasentschwefelung gebundenen Reststoffe.

Umweltschutz? Der drohende Klimawandel ist sicher auch den Stadtwerken Dachau bekannt, ebenso seine Ursachen, nämlich der immer schneller ansteigende CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Kohlekraftwerke tragen weltweit erheblich dazu bei und müssen deshalb in einem zu-kunftsorientierten Energiekonzept weltweit aus der Nutzung genommen werden.


3. Nachhaltigkeit

Dieser inzwischen durch Missbrauch völlig entwertete Begriff steht nur noch in Allerwelt-sleitbildern, leider auch in dem der Stadt Dachau. Nähme man ihn ernst, dürfte es heute, im Jahr 2009, überhaupt kein Ansinnen mehr geben, riesige neue CO2-Schleudern zu bauen! Die Sonne strahlt jeden Tag allein auf Deutschland viermal so viel Energie ein wie die gesamte Menschheit auf der ganzen Welt pro Tag verbraucht. Nutzen wir sie nachhaltig, auch in Da-chau! Und Sonnenkraft ist nur ein Teil von regenerativen (=erneuerbaren) Energieformen.

Nachhaltigkeit hat, im ursprünglichen Wortsinn gebraucht, auch etwas mit Schonung, mit Sparsamkeit zu tun. Ein umfassendes Energieeinsparkonzept der Stadt und der Stadtwerke ist bis jetzt nicht bekannt geworden.


Fazit

Der TT UNE empfindet das Vorhaben der Stadtwerke als Missachtung des vom Stadtrat be-schlossenen Leitbildes und wird die BI „Kontra-Kohlestrom-Dachau“ bei ihrem Einsatz für den Klimaschutz unterstützen.


Im Sinne einer positiven Stadtentwicklung wird der TT UNE demnächst auch für den Bereich Energie ein konkretes Leitbild vorlegen, mögliche Teilziele benennen und eine Maßnahmeliste zur Realisierung vorschlagen.

Dachau, im Januar 2009

Die Mitglieder des Thementisches Umwelt-Natur-Energie (TT UNE)

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Der Kohlosaurus besucht die Dachauer Altstadt

. Die Veranstaltung über die die Dachauer SZ nicht berichten wollte und weil wir das benennen sind sie jetzt beleidigt...

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Ab der Minute 6:10 min geht es um das Gebiet El Cerrjón in dem die Stadtwerke Dachau Kohle für die Kraftwerke abbauen lassen. Auch wenn man kein Spanisch kann, versteht man den Beitrag sehr gut. Auch die ersten 6 Minuten lohnen sich anzusehen.

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