Leserbrief zum Leserbrief von Herrn Tobias Stephan in der SZ vom 16.04.2010
Herr Stephan wirft der Bürgerinitative Kontra-Kohlestrom in Dachau in seinem Leserbrief vor keine Fakten zu liefern und versucht seinerseits den Eindruck zu erwecken Fakten zu nennen. Leider hat er dabei kläglich versagt. Zu seinen Kritikpunkten im Einzelnen:
1. Die BI hat nie behauptet die Mehrheit der Dachauer Bürger zu repräsentieren. Fakt ist allerdings, dass mehr als 2300 Dachauer Bürger eine gültige Unterschrift geleistet hat und wir damit einen Bürgerentscheid erzwingen konnten. Diese Bürger repräsentieren wir. Ob wir die Mehrheit der Bürger mit unseren Argumenten erreicht haben, wird der 4. Juli zeigen. Ob man eine Meinungsmehrheit mit der Anzahl von Kunden belegen kann wissen wir nicht. Allerdings ist sicher, dass die Kunden der Stadtwerke München sich ab 2015 nicht massenhaft andere Stromanbieter suchen werden, nur weil sie zu 100 % aus regenerativer Stromerzeugung beliefert werden.
2. Den Strommix in der Bundesrepublik aus dem Jahr 2009 zu nennen ist faktisch richtig aber auch nicht wirklich schwer. Den Eindruck zu erwecken, dass die Fakten aus dem Jahr 2009 eine zukünftige Entwicklung bedingen, ist allerdings falsch. Hier können wir nur Zukunftsprognosen verschiedener Institute bemühen. Fakt ist allerdings, dass es das Ziel auch der neuen Schwarz-Gelben Bundesregierung ist, bis 2020 ca. 40 % Strom aus regenerativen Energien zu erzeugen. Allerdings ist es nicht zielführend die bundespolitische Diskussion mit der Kommunalpolitik zu vermischen. Wichtig wäre doch in die Energieerzeugung vor Ort zu investieren, um von solchen Unwägbarkeiten unabhängig zu werden. Womit wir bei Punkt 3 angelangt sind, in dem Herr Stephan leider Fakten mit Horrorszenarien und faktisch falschen Behauptungen vermischt.
3. Richtig ist, das zum derzeitigen Stand die Stadtwerke seinen Strombedarf nicht vollständig selbst erzeugen kann. Wir sind uns alle einig, dass es Ziel der Stadtwerke sein muss in Zukunft eine solche Situation zu erreichen. Ob ein Strommix, wie er mit den derzeitigen Kohlestrombeteiligungen mit ca. 60 % Kohlestrom, ca. 30 % Erdgas, jeweils ca. 10 % Wasser und Wind und 1% aus lokalen Blockheizkraftwerken in Zukunft entstehen wird, sinnvoll ist, dass müssen am 4. Juli die Dachauer Bürger entscheiden. Der Hinweis auf Horrorszenarien wie Riesen-Windräder und Mega-Solarflächen ist kein Fakt und auch nicht sinnvoll, da es diese auch in Zukunft in Dachau nicht geben wird. Peinlich ist allerdings die Aussage von Herrn Stephan zum Potential der Ackerflächen des Landkreises Dachau. Die gesamte Ackerfläche des Landkreises könnte theoretisch eine Stadt mit ca. 400.000 Einwohnern mit Strom und Wärme versorgen. Das ist definitiv kein Bruchteil des Gesamtbedarfs der Stadt Dachau allein. Wir von der BI empfehlen hier eine Lektüre eines Hintergrundpapiers, dass unter der Schirmherrschaft des ehemaligen CDU Bundesumweltministers Töpfer entstanden ist. Nachzulesen unter http://www.kommunal-erneuerbar.de/uploads/media/Hintergrundinfo_Erneuerbare_Energien_in_der_Flaeche_jan2010_01.pdf.
Ob die Stadtwerke Dachau mit einem Strommix aus fast 90 % fossilen Brennstoffen in Zukunft gut fahren werden ist eine gewagte Prognose, auf jeden Fall kein Fakt. Fakt ist allerdings, dass in diesem Jahr die Importkohlepreise um ca. 40 % steigen werden (Manager Magazin). Fakt ist auch das Kohle in Zukunft nicht billiger wird, vor allem in Hinblick auf den steigenden Bedarf in China und Indien. Ob die Stadtwerke Dachau damit auch in Zukunft noch wettbewerbsfähige Preise bieten können ist auch nur eine Prognose. Fakt ist allerdings, dass z.B. die Stadtwerke Augsburg in diesem Jahr keine Strompreiserhöhungen durchgeführt haben, und das obwohl sie in mittlerweile 30 % Erneuerbare Energien investiert haben.
Mehr Fakten unter http://kontra-kohle-dachau.blogspot.com/.
Michael Eisenmann
BI-Kontra-Kohlestrom in Dachau
Der Leserbrief von Herrn Stephan kann über die Überschrift nachgelesen werden
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